


Zur Gebäudegruppe Sèrta, die auf der orografisch linken Talseite liegt und zum Weiler Sonlerto gehört, gelangt man über einen kurzen Abstecher vom Wanderweg, bevor dieser über den Bach Foiòi führt. Die fünf Gebäude und die umliegende Wiese sehen noch aus wie im späten 19. Jahrhundert, eine im Talboden ziemlich einzigartige Situation. Aus diesem Grund entschied sich die Fondazione nach einem Schenkungsvorschlag durch die Erbengemeinschaft Letizia Martini, das ganze Gelände 2013 in ihren Besitz aufzunehmen. Damit verbunden war die Auflage, die Gebäude zu sichern, was 2020 erfolgte.
Die Steinbauten sind um einen Felsen inmitten einer Wiese gruppiert. Vier der Gebäude dienten schon immer als Ställe, im oberen Bereich lagerte man Heu, unten, wo noch einige Futterkrippen gefunden wurden, gab es Platz für Vieh. Das grösste Gebäude ist besonders interessant: Bei der Inventarisierung der Ställe stellte sich heraus, dass es ursprünglich zwei nebeneinandergelegene Wohneinheiten beherbergte und erst im 19. Jahrhundert zu einem Kuhstall umfunktioniert wurde. Russspuren und die Anordnung der Räume im Erdgeschoss deuten darauf hin, dass zwei der Räume als cà da fümm (Küchen) dienten. Bei der Restaurierung wurde auch klar, dass die zweite Behausung erst nachträglich angebaut wurde und dass es früher wahrscheinlich einen Laubengang und einen Balkon gab.
Seit 2023 kann im Erdgeschoss der Gebäude eine Ausstellung zum Thema Ställe des Bavonatals besichtigt werden. Bitte schliessen Sie nach Ihrem Besuch die Türen wieder.
Die Wiesen der Umgebung waren für die Eigentümer eine wichtige Ressource. Der Ort war gut zugänglich (wenn der Fluss und der Bach es zuliessen), der Grasschnitt erfolgte an nicht allzu steilen Hängen und das Heu konnte bequem eingebracht werden. Heute werden die Flächen einmal im Jahr von einheimischen Bauern gemäht, die zu diesem Zweck mit ihren Maschinen den Fluss durchqueren. Solche Wiesen in trockenen, nähstoffarmen Lagen, wie sie in der Schweiz immer seltener vorkommen, sind wertvolle Lebensräume für bedrohte Pflanzen und Tiere. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Sèrta, die sich jeweils Anfang Juni in voller Pracht zeigt, auch künftig intakt bleibt.
Die Sèrta ist aber auch literarischer Schauplatz – Plinio Martini hat eine schöne Episode seines Romans Requiem für Tante Domenica hier angesiedelt: «Ein netter Einfall vom lieben Gott, dachte Marco, […] zu jenem freundlichen grünen Fleckchen zu Füssen eines gewaltig hohen überhängenden Felsens zurückkehrend. Es war ein lauschiges Plätzchen, durchrieselt von einem sanften Bächlein, in dessen klarem Wasser sich Erlen spiegelten, gegen den Berg durch einen Streifen Wald abgegrenzt, Buchen und Kastanien mit der üblichen Vorhut von Haselnussgebüsch und Eschensträuchern.»