Das Bavonatal

Einzigartig und kostbar

Eine aussergewöhnliche Landschaft entdecken

Wenn man von Locarno aus durch das Maggiatal bis Cavergno fährt, befindet man sich am Eingang ins Valle Bavona. Hier stösst man auf hohe Felswände und die Spuren gewaltiger Bergstürze, die eine faszinierende Kulisse für die so genannten Terre, die zwölf Weiler auf dem Talboden, bilden. Das ganze Gebiet erstreckt sich über eine gebirgige Fläche von 124 Quadratkilometern, der Talboden steigt auf einer Strecke von rund zehn Kilometern von 450 Metern in Cavergno auf 950 Meter über Meer in San Carlo an.

Ein vom Menschen geprägtes Tal

Die ältesten Siedlungen stammen aus ziemlich frühen, nicht exakt bestimmbaren Zeiten, sicher ist jedoch, dass das Tal bis 1500 ständig bewohnt war. Später wurden die Lebensbedingungen aufgrund von Naturkatastrophen und Umweltzerstörung so schwierig, dass die Menschen immer öfter nach Cavergno und Bignasco abwanderten und das Tal nur noch in der warmen Jahreszeit bewohnten.
So entstand ab dem 16. Jahrhundert die Transhumanz, der saisonale Umzug von Mensch und Vieh von den Dörfern hinauf ins Tal und auf die verschiedenen Alpen. Die Menschen bewiesen eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit: Man machte Land urbar, legte unter Felsen Nutzräume an, trug Erde auf Felsblöcke, um dort Gras anzusäen oder Gemüse anzubauen. Diese Lebensweise wurde im Bavonatal während Jahrhunderten (bis Mitte des 20. Jahrhunderts) praktiziert, und man legte in dieser Zeit eindrückliche Wege bis hinauf zu abgelegenen Alpen an.
Heute ist das Bavonatal ein wundervolles, lebendiges Zeugnis einer bäuerlichen Zivilisation vergangener Zeiten, eingebettet in eine Umgebung von überraschender Schönheit. 1983 wurde das Tal in das Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung aufgenommen.

Ein natürlicher, artenreicher Lebensraum

Die Natur des Valle Bavona hat viel Interessantes zu bieten. In den höheren Lagen ist die Landschaft alpin, mit Gletschern, kleinen Seen und einigen Mooren von kantonaler Bedeutung, in denen eine vielfältige, für Mischgestein typische Flora wächst. Der niedrigere Teil des Tals weist eine charakteristische U-Form auf.
Ein Teil des Talbodens beherbergt trotz der Nutzung des Wassers für die Stromerzeugung ein Auengebiet von nationaler Bedeutung.
Es handelt sich überwiegend um Mischwald, in gewissen Bereichen herrschen aber auch Eschen, Kastanien, Linden und Birken vor. Von Bedeutung sind auch die extensiv bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen, die zur Erhaltung der wertvollen, traditionellen Kulturlandschaft beitragen. An den Hängen finden wir vor allem Mischwald, Buchenwälder und in höheren Lagen Lärchenwälder.
Nach aktuellem Wissensstand umfasst die Liste der dokumentierten Arten 2526 Spezies von Tieren, Pilzen, Pflanzen, Moosen und Flechten, manche Gruppen gut erforscht, andere wenig bekannt. Die Fondazione fördert auch naturwissenschaftliche Studien, um die Artenvielfalt dieses aussergewöhnlichen Tals besser zu dokumentieren und sie bewahren und fördern zu können.

Ein sich ständig wandelndes Tal

Durch das Unwetter in der Nacht vom 29. auf den 30. Juni wurde die Frage des fragilen Gleichgewichts zwischen Mensch und Natur wieder hochaktuell. Die heftigen Regenfälle liessen die Wildbäche der Seitentäler des Bavonatals anschwellen und verursachten grosse Verluste, mehrere Menschen kamen ums Leben. Die Überschwemmungen und das Material, das der Wildbach Larecchia mitriss, richteten in Mondada und Fontana grosse Zerstörung an.
Der Wildbach Ogliè lagerte so viel Material im Fluss ab, dass dessen Lauf sich verlangsamte und sich ein inzwischen geleerter See bildete, der einen Teil von Roseto unter Wasser setzte.
Die Landschaft des Gebiets ist völlig verwüstet.