


Die historischen Wege sind Zeugen der bäuerlichen Zivilisation, die das Leben unserer Bevölkerung während Jahrhunderten geprägt hat. Sie erzählen die Geschichte des beschwerlichen täglichen Kampfes ums Überleben. Im Bavonatal befinden sich solche Wege der Mühsal hauptsächlich auf der linken Talseite, sie verbinden den Talgrund mit Maiensäss- und Alpsiedlungen. Die teilweise schmalen, schwierig begehbaren Pfade wurden für die Transhumanz angelegt, dank ihnen war es möglich, auch höher gelegene Weiden und Wälder zu nutzen. Die schroff emporragenden Felswände erforderten gut durchdachte Streckenführungen, man legte zum Teil steile Treppenwege und schwindelerregende Passagen zwischen Himmel und Abgrund an. Diese Verbindungswege sind ein praktischer Beweis für die Geschicklichkeit, den Fleiss und die aussergewöhnliche Anpassungsfähigkeit dieser Menschen. Aus diesem Grund sollten die historischen Wege gerettet werden, bevor die Zeit ihre Spuren unwiederbringlich auslöscht.
Es gibt viele Wege, die man als Beispiel nennen könnte. Einer von ihnen ist der Zugang zur Alpe Foiòi, angelegt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wie sich aus der Jahreszahl 1833 ableiten lässt, die Giuseppe Zan Zanin am Fuss der berühmten Treppe eingeritzt hat. Erwähnenswert ist auch der Pfad von Roseto nach Ogliè, wo 1743 auf dem Grat, der an das Val Lavizzara grenzt, ein Steinbruch für die Gewinnung von Speckstein seinen Betrieb aufnahm.
Dank der konservierenden Massnahmen, mit denen die Fondazione die Besonderheiten dieses Abschnitts möglichst gut zu erhalten versuchte, ist dieser Weg besonders interessant. Auf einer Strecke von etwa sieben Kilometern überwindet er 1300 Meter Höhenunterschied und ermöglicht eine reizvolle Rundwanderung oberhalb von Ritorto und Sabbione. Der Weg liegt vollständig im Gebiet des Bavonatals und führt zwischen Talgrund und Gipfeln durch eine abwechslungsreiche, immer wieder beeindruckende Landschaft.
Dank überlieferten historischen Dokumenten weiss man, dass dieser Weg im Laufe der Jahrhunderte mehrfach durch Erdrutsche und Bergstürze beschädigt wurde. Lawinen zerstörten auch zahlreiche Alpgebäude, die nicht wiederaufgebaut wurden, weil man die Alpen aufgab. Dank der in den Jahren 2008 bis 2011 durchgeführten Instandsetzung der Wege konnte ihr vollständiger Zerfall verhindert werden. Unter anderem wurden Treppenwege, Stützmauern und in den Fels gehauene Tritte wiederhergestellt.
Die Eigentümer der umliegenden Hütten und Grundstücke spielen bei der Pflege der Wege eine wichtige Rolle: Jedes Jahr säubern und warten sie mit grossem Einsatz und viel Leidenschaft die ganze Strecke, sodass der Weg von Wandernden sicher begangen werden kann. Die Fondazione würdigt diese Leistung und unterstützt die Eigentümer mit einem Beitrag an die anfallenden Kosten