Das Gebiet Gannariente

Besonderheiten sorgsam pflegen

Ein Oratorio mitten auf einem Bergsturz

Die grösste Kirche des Tals wurde 1595 erbaut und 1616 um einen Glockenturm ergänzt. Ihr Portikus wurde 1955 im Zuge des Baus der Strasse um die Hälfte gekürzt. In den Jahren 2000 bis 2012 liess die Kirchgemeinde von Cavergno das Oratorio historisch erforschen, führte allgemeine Renovationsarbeiten durch und restaurierte die Malereien. Bei dieser Gelegenheit fand auch die Madonna del pullover wieder zu ihrer Nacktheit zurück, die sie im frühen 20. Jahrhundert verloren hatte.
Die ersten Prozessionen von Cavergno nach Gannariente führten wahrscheinlich zu einer älteren Kapelle an diesem Ort und fanden bis 1768 jeweils am letzten Apriltag statt. Später verlegte man die traditionelle Prozession auf den ersten Sonntag im Mai. Nur zweimal konnte das Ereignis nicht stattfinden: 1786 verweigerte der Pfarrer von Bignasco nach der Spaltung der beiden Pfarreien die Teilnahme an der Zeremonie und hinderte auch den Kaplan von Cavergno an einer Teilnahme. 2020 hingegen sah sich der Kirchgemeinderat aufgrund der Corona-Pandemie gezwungen, die Prozession abzusagen. 

Die Capèla und das Splüi dlu Cantòm

In dieser 1638 erbauten Kapelle, die Eigentum der Kirchgemeinde ist und 1979 restauriert wurde, befand sich ursprünglich ein Gemälde, das nun im Oratorio di San Luigi in Cavergno hängt. Die heutigen Gemälde stammen von Romano Dadò und stellen Aktivitäten der örtlichen Bevölkerung in früheren Zeiten dar. Ursprünglich war die Kapelle mit einem Gitter aus gedrechseltem Holz verschlossen, das in den 1950er-Jahren gestohlen worden ist.

Hinter dem Chor der Kapelle, gut versteckt hinter ein paar Findlingen, befindet sich das Splüi dlu Cantòm mit seiner gemauerten Wand und zwei in unterschiedlicher Höhe angebrachten kleinen Steindächern, als Ergänzung des Schutzes durch die Felsblöcke. Das Bauwerk aus dem Jahr 1844 gehörte dem Beneficio dell’Oratorio di Gannariente und war in miserablem Zustand, nachdem es mehrere Jahrzehnte nicht mehr genutzt worden war. 2001 beschloss der Kirchgemeinderat von Cavergno, das splüi der Fondazione zu schenken, die sich danach um eine allgemeine Instandsetzung und die Restaurierung der maroden Futterkrippen für Ziegen kümmerte.
Besonders interessant an diesem splüi, das früher als Viehstall diente, ist die erwähnte Dachkonstruktion mit einem doppelten, versetzten Dach. Das splüi, das sich in der Nähe des Wanderweges und der Strasse befindet, ist ein sehenswertes Beispiel eines Unterfelsbaus, von denen es im Bavonatal über 400 gibt.

Gute Pflege ist unerlässlich

Die Fondazione kümmert sich jedes Jahr um die Pflege des gesamten Gebiets und schneidet die Vegetation zurück, damit die Bauwerke gut sichtbar bleiben. Im Bergsturzgebiet von Gannariente, zwischen den faszinierenden Felsblöcken und insbesondere zwischen Cioss und der Ciossa d’Téa, wertet die Fondazione ausserdem durch punktuelle Massnahmen Trockenmauern, hängende Wiesen, splüi sowie natürliche Lebensräume auf.